„Geerbte Geschichte“? Faschismus und Krieg in Literatur und Film um 1969 Eine Konferenz des Instituts für Germanistik der Universität Potsdam in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam

„Geerbte Geschichte“? Faschismus und Krieg in Literatur und Film um 1969 Eine Konferenz des Instituts für Germanistik der Universität Potsdam in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam

Veranstalter
Prof. Dr. Helmut Peitsch, Universität Potsdam
Veranstaltungsort
im Alten Rathaus – Potsdam Forum, Am Alten Markt 9, 14467 Potsdam und im Filmmuseum Potsdam, Breite Straße 1A / Marstall am Lustgarten, 14467 Potsdam
Ort
Potsdam
Land
Deutschland
Vom - Bis
21.11.2008 - 23.11.2008
Deadline
17.11.2008
Von
Ulrike Schneider

Die Konferenz soll die vergleichende Untersuchung des Beitrags von veröffentlichter Erinnerung an Faschismus und Krieg in beiden deutschen Nachkriegsgesellschaften fortsetzen, die für die Jahre 1950 und 1960 durch internationale Konferenzen im November 2006 und 2007 begonnen worden ist. Rekonstruiert wird der Stand der öffentlichen Erinnerung an Faschismus und Krieg, ausgehend von den Fragen: Welche Erinnerungstexte dominierten in den Öffentlichkeiten, in welchem Verhältnis standen sie zur offiziellen Erinnerung der jeweiligen Staaten, zu öffentlich konkurrierenden Gruppenerinnerungen und zur privat-alltäglichen Erinnerung von Leserinnen und Lesern, Zuschauerinnen und Zuschauern? Zwischen welchen Öffentlichkeiten gab es einen Austausch? Unter Einbeziehung Österreichs, Frankreichs, Italiens, Norwegens, Polens und der Sowjetunion wurde gefragt, wie veröffentlichte Erinnerungen an Faschismus und Krieg zur Legitimierung bzw. Delegitimierung von politischen Systemen beitrugen, wie sie sich mit konkurrierenden Erinnerungen auseinandersetzten und bestimmte Bevölkerungsgruppen adressierten.

Das für den Titel des dritten Workshops gewählte Zitat Willy Brandts soll auf die Veränderungen in der öffentlichen Erinnerung an Faschismus und Krieg fokussieren, die mit der 1969 eingeleiteten, programmatisch auf die Wahrung der ‚Einheit der Nation‘ orientierten ‚Neuen Ostpolitik‘ verbunden waren.
Simone Barck, die am 17. Juli 2007 starb, hatte die erste Tagung mit organisiert und war bis zu ihrem plötzlichen Tod an der Vorbereitung des zweiten Workshops beteiligt. Schon in ihrem großen Buch „Antifa-Geschichte(n). Eine literarische Spurensuche in der DDR der 1950er und 1960er Jahre“ (2003) hatte sie programmatisch darauf hingewiesen, dass der „Antifa-Diskurs in der DDR auf osmotische und zugleich diffuse Weise mit demjenigen in der BRD verbunden war und blieb“.
Das Jahr ‚1969‘ soll, wie die bisher für synchrone Schnitte gewählten Jahre 1950 und 1960, nicht in einem engen Sinne verstanden werden, also weder 1968 noch 1970 herausgekommene Bücher und Filme ausschließen.

Programm

Freitag, 21.11.2008 (Ort: Altes Rathaus – Potsdam Forum)
19.00 Uhr
Eröffnungsvortrag Prof. Dr. Frank Stern (Wien): Projektionen auf den Eisernen Vorhang. Faschismus, Krieg und Humanismus in „Ich war Neunzehn“ und „Goya“

Samstag, 22.11.2008 (Ort: Altes Rathaus – Potsdam Forum)
9.30 Uhr
Begrüßung Prof. Dr. Helmut Peitsch, Institut für Germanistik der Universität Potsdam

Sektion I: Entspannungspolitik
9.45-10.45 Uhr
Prof. Dr. Bill Niven (Nottingham): Willy Brandt, der Warschauer Kniefall und die Hoffnungen der Intellektuellen auf einen neuen Umgang mit der Vergangenheit
Dr. Elke Scherstjanoi (IfZ): Neue Eiszeit in Moskau
Diskussion – Moderation: Prof. Dr. Martin Sabrow (ZZF)

Kaffeepause

Sektion II: Offizielle Erinnerung
11.15-12.45 Uhr
Anne Boden (Dublin): Die Rezeption von Paul Peikerts „Festung Breslau“ in der Ost- und Westdeutschland
Dr. Joanne Sayner (Birmingham): Erinnerung an den Widerstand, Erinnerung an den Holocaust. Greta Kuckhoff und die ‚Rote Kapelle’
Christian Ernst (Potsdam): „Abschied von einem Mythos?“ Debatten um die Weiße Rose um 1969.
Diskussion – Moderation: Prof. Dr. Heiko Christians (Potsdam)

Mittagspause

Sektion III: Autorpositionen
14.00-15.00 Uhr
Dr. Kathryn Jones (Swansea): Der kritische Reisende. Günter Kunert über die Gedenkstätten Buchenwald, Dachau und Mauthausen
PD Dr. Axel Schalk (Potsdam): Alfred Matusches „Regenwettermann“ und „Das Lied meines Weges“
Diskussion – Moderation: Prof. Dr. Irmela von der Lühe (Berlin)

15.00-16.00 Uhr
Jan Kostka (Potsdam): Vergangenheitsbewältigung auf dem Schießplatz? Die Heeresversuchsstelle Kummersdorf in der Reportage „Der verbotene Wald“ (1966) und dem Roman „Michael“ (1971) von Klaus Schlesinger
Dr. Withold Bonner (Tampere): „Ich habe doch nur für Kitty geschrieben“
Krieg und Faschismus in Briefen und Tagebüchern von Autoren aus der DDR
Diskussion – Moderation: Dr. Justus Fetscher (ZfL)

Kaffeepause

Sektion IV: Rezeption
16.30-18.00 Uhr
Dr. Sylke Kirschnick (Potsdam): Anne Franks „Tagebuch“ im Wahrnehmungstief. Ein Rückblick auf die erste und ein Ausblick auf die zweite Rezeptionswelle
Ulrike Schneider (Potsdam): Es gibt keine gemeinsame Perspektive auf die Vergangenheit. Jean Améry und der „Generationskamerad“ Hans Egon Holthusen
Dr. Günter Agde (Berlin): DDR-Jugendliche als Rezipienten von „Ich war neunzehn“. Die Bisky/Netzeband-Studie des Leipziger Instituts für Jugendforschung 1969
Diskussion – Moderation: Dr. Wolf Kaiser (Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz)

Sektion V: Europäischer Kontext
18.15-19.45 Uhr
Prof. Dr. Jürgen Doll (Paris): Jakov Linds „Selbstporträt“
Dr. Kornelia Papp (Budapest/Berlin): Die ungarische Kulturpolitik der 60er Jahre am Beispiel des Buchmarkts des Jahres 1969
Prof. Dr. Elżbieta Dzikowska (Łódź): Gespräche mit dem Henker. Zum Täter-Diskurs in der polnischen Literatur um 1968
Diskussion – Moderation: Dr. des. Christoph Kopke (MMZ)

Gemeinsames Abendessen

Sonntag, 23.11.2008 (Ort: Filmmuseum Potsdam)
10.30 Uhr Matinee
„Landschaft nach der Schlacht“ (Polen, 1970) von Andrzej Wajda
Gespräch zum Film mit Prof. Dr. Joanna Jabłkowska (Łódź), Dr. Günter Agde (Berlin), Prof. Dr. Frank Stern (Wien)
Moderation: Dr. Andrea Genest (ZZF)

Kontakt

Annett Schrammm

Universität Potsdam
Institut für Germanistik
Am Neuen Palais

Tel.: (0331) 977 42 14
Fax: (0331) 977 42 46
annettschramm@gmx.de

http://www.uni-potsdam.de/germanistik/aktuelles.html
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